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URAUFFÜHRUNG

Die Staatsfeindin

SCHAUSPIEL | EIGENPRODUKTION | KULTURREVIER HARZ

Eine wahnwitzig-komische Adaption des Ibsen-Klassikers „Ein Volksfeind“, die sich kopfüber in menschliche und gesellschaftliche Abgründe stürzt.

Kennen Sie das auch? Sie sind vollkommen überzeugt, das Richtige zu tun, doch kaum jemand um Sie herum teilt ihre Position und das obwohl Sie nur das Beste wollen, das Beste für alle?

Ein rasanter, wahnwitziger und absurd-komischer Abend zwischen Bergdoktor und David Lynch mit jede Menge Slapstick à la Louis de Funès. Entlang der Frage danach, wie wir als einzelne Menschen den gigantischen Herausforderungen unserer Zeit begegnen können, entwickelt sich eine Quentin Tarantino-hafte Welt voller sinnlicher und humorvoller Auseinandersetzung. Was bleibt uns Menschen sonst übrig als über die scheinbare Ausweglosigkeit zu lachen?



St. Plebsdorf, ein Ort mitten in Deutschland. Seit Jahren ziehen viele junge Menschen weg, um in der großen weiten Stadt ihr Glück zu finden. Ja ja, die große weite Stadt. Petra Pau zieht es zurück in die Heimat, den Ort an dem sie einst aufgewachsen ist, dort wo all ihre Kindheitserinnerungen stecken. Und sie hat einiges im Gepäck. Als Tierärztin und Wissenschaftlerin möchte Prof. Pau ihren Heimatort wiederentdecken und die Erfahrungen und natürlich ihr Wissen aus ihrer Universitätszeit sinnvoll einsetzen und teilen. Zum Wohl der Region, in der sie einst aufgewachsen ist möchte sie dazu beitragen, dieses Wohl der Bevölkerung in St. Plebsdorf zu stärken. Doch ist es das was die St. Plebsdorfer wollen? Als ihr Vater stirbt, findet sich Prof. Petra Pau mit unmittelbarer Verantwortung gegenüber dem Erbe ihrer Familie wieder. Der Rinderzuchtbetrieb ihrer Familie, der es ihr ermöglicht hat zu studieren, den Ort mit leckerem Fleisch versorgt, Geld in die Kassen spült und vielen Menschen Arbeit und Wohlstand geschaffen hat, fällt zu gleichen Teilen an sie und ihre Geschwister. Das Besondere dieses Betriebes? Für die Qualitätssteigerung massieren hier Kinder Rinder, das ergibt zartes Fleisch, für das der Betrieb weit hinaus bekannt ist.

Mit einem großen Knall treffen die Geschwister Pau aufeinander. Schnell wird deutlich: Die Jahre in der Stadt haben Petra und ihren Bruder Peter weit voneinander entfernt und so stehen Sichtweisen auf die Welt einander gegenüber, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Wie soll man denn da einen gemeinsamen Weg für die Zukunft finden, wenn alle doch nur das Beste wollen? Was ist denn überhaupt das Beste für alle? Während Prof. Petra Pau den Familienbetrieb auf die unglaublich vielversprechende In-Vitro-Fleischproduktion umstellen möchte, um das Klima zu schützen und die Arbeitsplätze zu sichern, will Peter das unglaublich gute Angebot von mehreren Fastfoodketten nutzen, um das Unternehmen auszubauen und das Erbe seines Vaters zu neuem, goldenem Glanz führen.

Die Überschreibung von Paula Thielecke steckt “Ein Volksfeind” in den Fleischwolf des menschlichen und moralischen Miteinanders und herausgepresst kommt frisches Hack zwischen vegan und exquisitem Rindersaussages. Wer kann denn da widerstehen? Die Inszenierung lädt ein von außen auf unsere Welt zu blicken und den St. Plebsdorfern zu zugucken, wie sie sich zerfleischen. Und wie diese sich durch die Herausforderungen unserer Zeit wuseln und mit Vollgas aufeinander prallen und das, obwohl alle doch nur das gemeinsame Wohl im Sinn haben. So könnte schnell der Eindruck entstehen, dass dort ein gewaltiges Problem vor ihnen/uns liegt, welches nur mit Humor zu lösen ist. Oder findet sich eine Lücke, ein Riss, der sich auftut in dem Gewitter aus moralischen Ansprüchen und durch den dann die Sonnenstrahlen durchdringen und St. Plebsdorf in warmem, wohligen Licht neu aufstrahlen lassen können? Auf der Suche nach einer verheißungsvollen und sicheren Zukunft voller gemeinsamer Hoffnung. Oder etwa nicht? Dann bleibt den St. Plebsdorfern nur noch die Lust und Freude am Streit neu zu entdecken, mit allen Mitteln, die sie finden können, und wir dürfen zusehen und uns dabei totlachen.

 




Besetzung

Regie & Text: Paula Thielecke
Bühne & Kostüm: Jan Koslowski, Cyrill Kreißl
Dramaturgie: Nicholas Zöckler
Musik: Mika Amsterdam, Jaëla Probst
Lichtdesign: Ingo Jooß
Regieassistenz: Sina Skotarzack
Ausstattungsassistenz: Alessa Scivoli
Künstlerische Mitarbeit Kostüm: Carla Renée Loose
Es spielen: Anton Weil, Sarah Gailer, Aaron Finn Schultz, Jaëla Probst

Paula Thielecke

Paula Thilecke gewann 2022 die Autor:innentheatertage am Deutschen Theater Berlin mit ihrem Theatertext “Judth Shakespeare”. In diesem Jahr kehrt sie zurück auf die Waldbühne Benneckenstein um mit “Die Staatsfeindin” ihre neue, zeitgenössiche Version von Henrik Ibsens “Ein Volksfeind” zu inszenieren, denn obwohl Henrik Ibsen schon längst der Geschichte angehört, stecken seine Geschichten voller Konflikte, Herausforderungen und Ideen die kaum besser in unsere Zeit passen könnten. Wer 2019 “Die Legende vom Glück ohne Ende nach Paul und Paula” auf der WALD|BÜHNE gesehen hat weiß, der Abend wird alles Andere als das trocken und verstaubt. Paula Thielecke und ihr Ensemble kitzeln den Witz heraus, denn hier liegt die Kraft/Chance uns vom Alltag zu lösen und einen Blick über unser gewohntes hinauszuwagen.



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